Wenn die Gefährdungsbeurteilung gefährlich wird

26.10.2023 | Technische Dokumentation

Es war bereits dunkel, als ich vor dem verfallenen Herrenhaus stand. Die letzte Inspektion war sichtbar Jahre her. Doch der Schlüssel passte, und ich öffnete die Tür. Bevor ich das Haus betrat, löste sich ein Ziegel vom Dach und schlug direkt neben mir am Boden auf. Mein Herz schlug bis zum Hals, und ich notierte in mein Heft, dass hier ein Sicherheitshinweis direkt neben der Tür nötig ist.

Zahnrad mit EU-Emblem

Quelle: myedit.online

Im Haus war es kalt. Von der Treppe her knarrte es; vom Obergeschoss hörte ich kratzende Geräusche. Über mir flackerten zwei alte Baulampen abwechselnd SOS. So musste ich mich anstrengen, die Gemälde an den Wänden zu erkennen. Plötzlich fiel die Haustür krachend ins Schloss. Ich fuhr herum, sah aber niemanden. Die Tür braucht unbedingt eine ordnungsgemäße Schließvorrichtung!

Knäuel löst sich auf und führt zu einer Glühbirne

Quelle: myedit.online

Ein finsterer Flur voller Gefahren

So vorsichtig wie möglich stieg ich die Treppe ins Obergeschoss hinauf. Wenn hier nur eine Stufe nachgibt, kann man leicht hinunterstürzen. Hier muss unbedingt ein Warnhinweis angebracht werden. Das Gleiche gilt für den Flur im Obergeschoss. Auch hier gibt es einige dunkle Ecken, aus denen plötzlich Menschen oder andere Gestalten auftauchen können. Ich will gar nicht daran denken, was passiert, wenn derjenige noch ein Messer in der Hand hält.

Als ich kurz stehenbleibe, höre ich direkt hinter mir Schritte. Ich höre ein Atmen unmittelbar an meinem Ohr, wirble herum – sehe jedoch wieder keinen Menschen. Dafür scheint der Boden zu vibrieren. Ohne, dass es laut wird, scheint darunter eine Maschine zu arbeiten, die das Haus erzittern lässt. Falls es hier eine Maschine gibt, scheint sie nicht ordnungsgemäß positioniert zu sein. Da hat offenbar jemand die Bedienungsanleitung nicht richtig gelesen.

Flucht ins Wohnzimmer

Um dem dunklen, unsicheren Flur zu entkommen, flüchte ich durch die nächste Tür in einen Raum, der einem Wohnzimmer ähnlichsieht. Überrascht sehe ich das offene Feuer im Kamin, das zunächst zu verglimmen scheint, aus dem plötzlich eine Stichflamme in meine Richtung schießt. Ich verstehe einfach nicht, weshalb an der Tür kein Sicherheitshinweis angebracht war, der vor offenem Feuer warnt und Sicherheitskleidung verlangt.

Schließlich sehe ich etwas, das mir Kälte und Hitze zugleich ins Gehirn schießen lässt: ein Augenpaar in der Nähe des Fensters. Ich schaue genauer hin und erkenne ein maskenhaftes Gesicht. Die Augen beginnen zu leuchten; die krallenartigen Finger seiner spinnenhaften Hände bewegen sich auf mich zu. Ich schreie, stürze zu Boden, rapple mich wieder auf und will zurück zur Tür. Doch mein Fluchtweg ist versperrt.

Zahnrad mit EU-Emblem

Quelle: myedit.online

Die Nacht mit dem Monster

Aus den Kisten, die mir im Weg stehen, baue ich rasch eine Barriere zwischen die Gestalt und mich. Jetzt stehe ich im Dunkeln und bin für den Anderen unsichtbar. Sollte das Herrenhaus je renoviert werden, muss hier jeder Winkel beleuchtet sein. Derartige Überraschungen darf es einfach nicht mehr geben.

Während ich das Monster mit den leuchtenden Augen nicht aus dem Blick verliere, schaue ich mich gleichzeitig nach einer anderen Fluchtmöglichkeit um und erkenne sie in Gestalt einer anderen Tür. Schnell laufe ich, drücke die Klinke nach unten. Doch die Tür bleibt verschlossen. So kann ich mich nur mit einem Sprung auf das Hochbett in meinem Rücken retten.

Das Ende des Herrenhauses

Scheinbar war mein Sprung genau die Schippe Sand, die es gebraucht hat, um das Haus zum Einstürzen zu bringen. Die Decke unter mir gibt nach und wir sausen nach unten. Glücklicherweise federt das Bett meinen Sturz etwas ab. Ich lande zwar unsanft, jedoch im Ganzen wieder im Erdgeschoss. Doch als ein schriller Signalton losgeht, erfasst mich erneut Panik. Ich will mich unter dem Bett verstecken. Allerdings schauen mich dort die grünen Augen zornig an.

Zahnrad mit EU-Emblem

Quelle: myedit.online

Mit meinem letzten klaren Gedanken zücke ich mein Klemmbrett, schlage es dem Monster auf den Kopf, falle dann ein paar Mal über lose Bretter, stoße mich an nicht gesicherten Kanten und schrecke vor kalten Wassertropfen zurück, die von der Decke in meinen Nacken klatschen. Dennoch schaffe ich es gerade so aus dem alten Herrenhaus ins Freie. Gerade rechtzeitig. Denn kurz danach fällt das Haus mit einem ächzenden Stöhnen in sich zusammen. Genauso hatte ich mir eine Gefahrenbeurteilung vor Halloween vorgestellt!

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