Was haben über 100 Burgen, 70 Brauereien und eine Himmelsleiter mit Technischer Dokumentation zu tun? Im Grunde gar nichts. Wäre da nicht die Tatsache, dass vor wenigen Wochen eine Gruppe mutiger Schreibtischtäter von der Firma midok® beschlossen hatte, die Vertrautheit der Betriebsanleitungen und Gefährdungsbeurteilungen hinter sich zu lassen und sich den echten Gefahren zu stellen, die da draußen lauerten. Ein bisschen Bewegung an der frischen Luft, ein bisschen Teambuilding – das war die Zugverbindung um 6:48 auf jeden Fall wert. Und ganz nebenbei wollte auch noch das 1000. Projekt bei midok® gefeiert werden. So trennten sich die Technischen Redakteurinnen und CE-Koordinatoren vom Komfort ihrer ergonomischen Bürostühle und machten sich auf den Weg nach Pottenstein in der Fränkischen Schweiz. Natürlich gemeinsam mit ihrem Chef. Ein Reisebericht.
Wanderung unter Wasser
Es ist ein sonniger Freitagmorgen im Frühherbst. Statt im Büro zu sitzen, balancieren wir über eine holprige Holzbrücke im Ortskern von Pottenstein. Angeführt werden wir von einem Mann mit senfgelbem Wanderrucksack, dem wir nicht nur an den Fersen, sondern auch an den Lippen hängen. Er heißt Frank, ist heute unser Wanderführer und zugleich unser kompetenter Partner für die Informationsbeschaffung zum Thema Fränkische Schweiz.
Start der Wanderung in Pottenstein
Frank führt uns heraus aus dem Touristenstädtchen und hinein in die Ausläufer des Mittelgebirges der Nördlichen Fränkischen Schweiz, eines der beliebtesten Klettergebiete Europas. Fasziniert stellen wir uns vor, dass wir uns am Grund eines uralten Ozeans bewegen; dass uns keine Bäume, sondern Meeresalgen umgeben und dass die Gipfel der Kalk- und Dolomitfelsen, die über uns in den Himmel ragen, eigentlich Klippen sind. Denn von Frank haben wir erfahren, dass Süddeutschland bis vor etwa 150 Millionen Jahren von einem flachen Meer bedeckt war. Wir blicken uns in der Karstlandschaft um, die sich um uns herum ausbreitet, und sehen sie plötzlich aus anderen Augen.
Wo die Häuser stehen, war einst der Grund des Ozeans
Ein Schlaraffenland für Bierliebhaber
Wir folgen dem Lauf der Püttlach Richtung Osten, wandern auf einem sanft ansteigenden Trampelpfad immer am Ufer entlang, das sich kilometerweit durch den Wald schlängelt. Schon bald ist uns klar, dass unser Frankenführer namens Frank nicht nur weiß, wo es lang geht, sondern auch ein wandelndes, Verzeihung, wanderndes Lexikon ist. Spätestens jetzt sind wir nicht mehr zu bremsen. Mit dem unter technischen Redakteuren üblichen Wissensdurst saugen wir alle Informationen begierig auf, die wir unserem Wanderführer entlocken können. Wir erfahren, dass Oberfranken es mit der höchsten Brauereidichte der Welt ins Guinness Buch der Rekorde geschafft hat – allein in der Fränkischen Schweiz seien 70 Brauereien zu finden. Ach, was gäben wir nun für ein kühles Franken-Bräu … Und dort! Seht nur, am Wegrand wächst Zitronenthymian. Ehrfürchtig schnuppern wir an den zerriebenen Blättern, die nach Zitronenkuchen duften. Nun läuft uns wirklich das Wasser im Mund zusammen und wir halten sehnsüchtig Ausschau nach einer Einkehrmöglichkeit.
Bevor wir die finden, passieren wir ein unscheinbares Häuschen direkt am Fluss. Wir staunen nicht schlecht, als Frank uns erzählt, dass es sich hierbei um ein Pumphaus handelt, das ganz Pottenstein mit Wasser versorgt. Daneben befindet sich eine Kneippanlage, deren eiskaltes Wasser nicht nur im Sommer für Erfrischung sorgt, sondern das ganze Jahr über für hartgesottene Pottensteiner zur Verfügung steht.
Einkehren, ausruhen, aufrumpeln
Damit wir irgendwann auch wieder in Pottenstein ankommen, gilt es nun, der Püttlach den Rücken zu kehren und nach rechts Richtung Süden abzubiegen. Fast vergessen wir unseren Hunger, während wir uns angeregt über private Themen austauschen statt, wie sonst, über Warnhinweise, die Maschinenrichtlinie oder allstromsensitive Fehlerstromschutzschalter. Doch als wir um die nächste Ecke biegen und endlich den Landgasthof “Kapellenhof” erblicken, löst der Duft fränkischer Hausmannskost ein kollektives, lautes Magenknurren in der Gruppe aus.
Als unsere Bäuche mit Hirschmedaillons, Zanderfilet und fränkischem Sauerbraten gefüllt sind, ist uns allen nach einem Mittagsschläfchen zumute. Ausgerechnet jetzt müssen wir uns aber beeilen, damit die Leipziger ihren Zug am Nürnberger Hauptbahnhof nicht verpassen. Denn von der Pottensteiner Touristeninformation aus ist es ja noch eine knappe Stunde mit dem Mietauto bis nach Nürnberg. Frank hat den Ernst der Lage glücklicherweise erkannt und waltet seines Amtes als verantwortungsvoller Leitwolf, als er neun kloßgefüllte Büroangestellte vom Mittagstisch aufscheucht. Hastig werden noch die letzten Schlucke Milchkaffee und Espresso hinuntergestürzt, dann geht es strammen Schrittes zurück Richtung Pottenstein.
Wo die Häuser stehen, war einst der Grund des Ozeans
Gefährliches Pflaster für Fotofanatiker
Vom Kapellenhof aus gehen wir nun in nordwestlicher Richtung weiter. Dieses letzte Drittel der Wanderung hat noch ein paar atemberaubende Anblicke zu bieten. Grüne Hänge und Wälder, soweit das Auge reicht, leuchtend rote Hagebutten und die Pottensteiner Himmelsleiter, die zu erklimmen unser strikter Zeitplan leider nicht zulässt. Dafür dürfen wir an einem erhöhten Aussichtspunkt eine kurze Fotopause machen und die tausend Jahre alte Burg Pottenstein bewundern, die auf einem Felsen weit über den Straßen und Häusern des kleinen Städtchens erbaut wurde.
Über viele Stufen und schmale Trampelpfade hinab kommen wir Pottenstein immer näher. Mit jedem unserer Schritte öffnet sich der imposante Vorhang aus Felsformationen ein Stück weiter und gibt eine malerische Aussicht auf die Dächer und Fachwerkfassaden des kleinen Luftkurorts frei. Auch wenn uns bei diesem Anblick die Kinnlade herunterklappt, ermahnt Frank uns, nicht allzu lange zum Fotografieren stehen zu bleiben, wenn wir den Zug nicht verpassen wollen.
Vorhang auf für Pottenstein
Geschafft, aber geschafft
Er soll Recht behalten: Am Ende kommen wir gerade noch rechtzeitig am Nürnberger Hauptbahnhof an. Und so tritt die versammelte midok®-Belegschaft ermattet, aber zufrieden den Heimweg an. Ein paar Tage später schmökern wir uns durch die Bilder und bedanken uns insgeheim nicht nur bei Frank für seine Wander-Expertise und sein unfehlbares Zeitgefühl. Sondern auch bei unserem Chef für den tollen Ausflug und die Organisation – und gegenseitig bei unseren Kolleginnen und Kollegen, dass wir uns getraut haben, die bequemen Arbeitsplätze für einen Tag hinter uns zu lassen und den Fuß auf unbekanntes Terrain zu setzen …
midok® grüßt aus der Fränkischen Schweiz